Joggen kommt für mich nicht in Frage. Allein dieses einsame Platschen über den feuchten Waldboden und den harten Straßenbelag weckt bei mir unangenehme Erinnerungen an den Sportunterricht meiner Schulzeit – ein Trauma. Und damit ist es für mich eine klare Entscheidung: Joggen und ich, das sind unvereinbare Welten.
Naja, oder sagen wir mal: Das war meine klare Entscheidung. Denn vor kurzem stellte ich fest, dass ich durch diese Sportart mit recht überschaubarem Zeitaufwand meine Kondition bewahren kann. Und da niemand da ist, der sich mit mir unterhält, haben meine Gedanken mal Gelegenheit, sich frei bewegen zu können. Obendrein bin ich an der frischen Luft und überhaupt: Nieselregen ist erfrischend.
Für mich war das eine ganz neue Sicht. Was ich bis dato abgelehnt und auch jedem joggenden Mitmenschen freimütig mitgeteilt hatte, war nun ein durchaus attraktiver Freizeitspaß geworden. In anderem Licht betrachtet, kam eine komplett veränderte Wertung und schließlich die entgegengesetzte Entscheidung heraus.
In der Psychologie spricht man von Reframing und meint damit die Umdeutung einer Situation, die Neubewertung unter verändertem Blickwinkel oder Berücksichtigung eines anderen Kontextes. Eine negativ belegte Einstellung kann sich in einen von innen kommenden positiven Impuls wandeln. Besonders ausgeprägt ist dieser Umschwung, wenn man sich zuvor in seine Meinung verrannt hat. Dann hilft oft der Anstoß eines Mitmenschen: „Sieh‘ es doch mal so…“.
Ich weiß nicht, ob es vielen Kolleginnen und Kollegen in der Bank ähnlich geht, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich meine Meinung ändern muss, wenn ich eine Sachlage aus anderer Perspektive betrachte. Und mit einer gewissen Größe darf man diesen – alles andere als willkürlichen - Umschwung zugeben und auch ansprechen. Vielleicht nimmt man seine Mitstreiter bei der Gelegenheit mit auf eine Reise in eine Welt mit noch breiterem Horizont, was letztlich allen zu Gute kommt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen