Fahren Sie auch so gerne Aufzug? Am liebsten nehme ich den
Expressaufzug im Westendturm, direkt vom 38. OG hinunter in die Tiefe des
Erdgeschosses. Allein dieses Kribbeln und der Druck auf den Ohren, wenn es
immer schneller runter geht. Und am Ende dann ein sanftes Abbremsen, versüßt
durch die liebevolle Stockwerksansage. Das ist Bunjee-Jumping für Anfänger.
Überhaupt wundert es mich, dass es hierzu noch keine Betriebssportgruppe gibt:
Fahrstuhlfahren für Wieder-Einsteiger.
Beim Alleinefahren kann man das Schwebegefühl so richtig genießen. Oder
raten, wie die Person aussah, die dieses aufdringliche Parfum aufgelegt hatte.
Dann gibt es endlich auch die Informationen und Gespräche, die es schlichtweg
nur in der Enge einer Aufzugskabine geben kann. Ein schneller Blick auf die
Unterlagen einer Mitreisenden; ein Ohr am neusten Klatsch.
Wenn es richtig gut läuft, bleibt der Fahrstuhl irgendwo stecken. Dann
sind es nur Augenblicke, bis persönliche Gespräche einsetzen und intimste
Gedanken ausgetauscht werden.
Morgens trifft man die ferngesteuerten Kaffee-Junkies. Wie von einer
fremden Macht gelenkt laufen sie hinter ihrer dampfenden Kaffeetasse her. Ich
hoffe immer, dass die Tasse den Weg zum Arbeitsplatz kennt.
Mittags dann: Eine
fröhlich schnatternde Schar, die nur ein Ziel vor Augen hat, nämlich vor den anderen
in der Kantine zu sein. Nachmittag: angespannte Stimmung, ordnerbeladen,
entscheidungsschwanger.
Schließlich – tata! – die Heimfahrt. Alle schauen
gebannt auf den Boden, wie damals beim Klassenlehrer („Wer zeigt mir das mal an
der Tafel?“), nur keine Aufmerksamkeit erregen, damit der Fahrstuhl nicht
merkt, dass ich ohne Zwischenhalt runter will. Wenn das Erdgeschoss in
greifbarer Nähe ist: ausatmen, wieder hoch schauen (den anderen geht es genauso
– das ist eine typische Auswirkung der Schwarmintelligenz).
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