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Montag: "Wochen-Abreisskalender" mit Glossen - Alltagserlebnisse, philosophische Gedanken.
Montag, 27. Dezember 2021
Der WG-Effekt – oder: geh‘ auf Toilette, wenn sie frei ist
Montag, 20. Dezember 2021
Frankfurt, deine Kreuzungen
Nun sind es ja nicht nur Frankfurter Kreuzungen, an denen man so schön beobachten kann, dass Menschen ihre Unrechtsposition nicht nur nicht erkennen, sondern vehement für ihr eigenes (falsches) Rechtsempfinden einstehen. Nein, aus Unwissenheit, Selbstgerechtigkeit und Frechheit-siegt entsteht ein Verhalten, dass ein soziales und reibungsloses Miteinander deutlich erschwert. Und was man sowohl bei anderen aber auch bei sich selbst in Frage stellen und kritisch ansprechen sollte.
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Montag, 13. Dezember 2021
Rosi aus der Personalabteilung
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Montag, 6. Dezember 2021
Lufthansa - Anstoss für Grundhaltung und Kultur
Neulich im Hotel. Die Architekten und Planer haben sich viel Mühe gegeben. Alles an dem Haus spielt auf das alte Unternehmen an. Farben, Formen, Konstruktionen: Alles hat einen mehr oder weniger deutlichen Bezug zur Lufthansa. Auch das Restaurant, das Angebot und nicht zuletzt die Angestellten.
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Montag, 29. November 2021
Win-Win oder Lose-Lose
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Montag, 22. November 2021
Was heißt hier tot?
Auch die unbelebte Natur stirbt nicht einfach weg. Die Zeitskala mag beim Zerfall von Gebirgen weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausgehen, aber auch Steine verschwinden nicht einfach, sondern geben sukzessive einen Teil ihres Materials an die Umwelt ab. Dort kann ein Zerfall stattfinden oder es können durch chemische Prozesse wieder neue Stoffe entstehen.
Noch ein Blick auf den Zerfall. Ja, meist werden die Moleküle kleiner, manchmal geht es sogar bis zu den Elementen zurück. Aber wir wissen natürlich auch, dass selbst Atome keine toten Objekte sind, kreisen doch Elektronen um den Atomkern. Und das immer weiter, bis es wieder zu Bindungen und damit zum Entstehen von Molekülen kommt.
Diese wissenschaftliche und nüchterne Sichtweise deckt sich auch mit der esoterischen Perspektive, selbst wenn Glaubensgemeinschaften ein Leben nach dem Tod in Aussicht stellen, haben sie so besehen durchaus Recht. Und zum Beispiel ist dies der katholischen Kirche durchaus bewusst, wenn sie am Aschermittwoch den Zerfall zu Staub und damit den Übergang zu einem anderen Stoff in den Mittelpunkt stellt.
Nur ist es selbstverständlich ein Irrglaube, dass wir nach unserem Tod wieder zu dem zurückkommen können, was wir als menschliches Leben bezeichnen. Physikalisch betrachtet ist das nicht möglich, weil es einen Hauptsatz der Thermodynamik verletzen würde. Der Aufbau komplexer Strukturen (Synthese größerer Moleküle oder gar Körper) erfordert den Einsatz von Energie. Man kann in diesem Zusammenhang den Stoffwechsel als filigranes Gegenhalten verstehen, wie bei Organismen die nach den Grundsätzen der Thermodynamik zu erwartende Zunahme der Entropie aufgehalten und durch sehr gezielten Energieeintrag sogar in ein Auf- und Umbauen gewandelt wird.
Damit erklärt sich auch, warum der Erhalt der Körperlichkeit
und des Lebens nur auf der Basis der komplexen physiologischen und
biochemischen Prozesse und unter Nutzung aller im Laufe der Evolution
entstandenen Organe möglich ist. Kommt hier etwas aus dem Gleichgewicht oder
stellt gar die Funktion ein, so kann die Entropie nicht mehr in Schach gehalten
werden, es kommt zum Verfall und damit zum Ende des „Lebens“.
Kleiner Trost: Für die Moleküle und Atome geht es weiter.
Montag, 15. November 2021
Die Fragen aller Fragen: Warum?
Vor mir sitzt eine Person, die ich kennenlernen soll,
beurteilen soll, der ich mal so richtig auf den Zahn fühlen soll. Das geht ganz
einfach, und zwar in allen Wissensgebieten, unabhängig davon, ob ich mich
auskenne oder nicht.
Als Einstieg erst mal die Bitte, das Fachgebiet grob zu
umreißen, ein paar Worte zum Überblick. Und dann steige ich ein und frage an
irgendeiner geeigneten Stellen nur: „Warum?“. Dadurch kommen wir eine Ebene
tiefer, Details werden genannt, Begründungen gegeben. Ohne wirklich zuzuhören
warte ich wieder einen passenden Moment ab und hake nach: „Warum?“ Nun wird es
schon sehr kompliziert, Spezialwissen kommt zur Sprache, vielleicht fällt der
eine oder andere spezifische Fachbegriff. Dass ich jetzt nur noch Auszüge verstehe
ist nebensächlich, denn viel wichtiger ist das Timing, um weiter zu bohren:
„Warum?“.
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Montag, 8. November 2021
Der Mensch ist weg
Im Laufe des Lebens haben wir uns ein Umfeld geschaffen, das
aus mehr oder weniger hilfreichen Zeitgenossen besteht. Sei es die Familie, der
Freundeskreis, die Arbeitskollegen. Wer gut für uns ist, der wird explizit
gepflegt, andere nehmen wir eher neutral mit und wer nicht zu unserem Leben
passt, der soll doch bitte hingehen wo der Pfeffer wächst.
Was aber nun, wenn ein für uns wertvoller Mensch – aus
welchem Grund auch immer – nicht mehr in unserem Umfeld ist. Vielleicht hat er
den Kontakt abgebrochen, ist weggezogen oder gar verstorben. Jedenfalls ist er
weg – wer kocht denn jetzt für mich?
Wie an anderer Stelle schon einmal modelliert, gibt es aus meiner Sicht drei Wege. (1) Man kann die Gelegenheit nutzen, den Verlust durch Eigeninitiative zu kompensieren, also kochen zu lernen. (2) Alternativ kann ich jemanden suchen, der in die Lücke passt, also wieder einen Koch in mein Netzwerk zu bekommen. (3) Und schließlich kann ich es einfach hinnehmen, je nach Charakter entweder im Sinne von Resignation oder innerer Anpassung der Bedürfnisse: Ernähren kann ich mich auch von einem Butterbrot, dafür brauche ich keinen Koch.
Diese drei Punkte kann man in genereller Form betrachten.
Gute Basis für den ersten Weg ist ein vielseitiges Interesse und die
Beschäftigung mit unterschiedlichen Themen, selbst wenn sie aktuell nicht für
mein Leben relevant sind, aber schlagend werden könnten.
Daneben ist ein weitläufiges Netzwerk von Mitmenschen mit
vielen Überlappungen und einer Art Backup-Struktur sehr wünschenswert. Ist mein
Koch gerade nicht greifbar, rufe ich den anderen Küchenmeister an.
Und je weniger Ansprüche ich an Zulieferungen habe oder je wendiger ich bin, wenn es um die Justage meiner Bedürfnisse geht, desto leichter kann ich damit leben, wenn mal eine Person oder eine gewohnte Lieferung nicht mehr zur Verfügung steht.
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Montag, 1. November 2021
Ruhe, verdammt noch mal!
Mitten in der Menschenmasse. Die Luft heiß, der Boden
vibriert. Auf der Bühne arbeiten die Jungs an einem psychodelischen Sound.
Breit kommt der Bass daher, tief in den Bauch. Die Beats des Schlagzeugs
treffen den Brustkorb, alles schwingt. Die Scheinwerfer fingern sich durch den
künstlichen Nebel. Ein Cocktail aus Parfum und Schweiß in der Nase. Orgasmus
für die Sinne.
Szenenwechsel. In der Sauna, ganz nackt, nur ein Handtuch unter dem Körper. Sonst nichts, kaum ein Geräusch. Es dampft und Hitze verteilt sich in Schüben durch den Raum. Frauen und Männer um mich herum, genauso hüllenlos. Aroma vom Aufguss wabert in der Schwitzkabine, lässt den Schweiß rinnen. Ein Hauch von Eukalyptus, sphärische Klänge aus dem Lautsprecher. Entspannung pur.
Szenenwechsel. Im Großraumbüro, kleiner Schreibtisch mit Bildschirm. Das Telefon hat keinen Hörer, nur ein Headset mit Mikrofon. Die Geräuschkulisse hat etwas vom Summen in einem Bienenkorb. Mein Gegenüber hat Mundgeruch, er lacht laut und oft. Nach der Mittagspause werden die Stimmen noch lebhafter, Kaffee regt an. Mitten im Spannungsfeld zwischen Konzentration und Kommunikation. Stress ohne Ende.
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Montag, 25. Oktober 2021
Das ist gut fürs Ego
Immer wenn ich ein wenig niedergeschlagen bin, hilft ein Blick in meine private Mailbox.
Zur Erklärung muss ich noch verraten, dass ich nicht nur eine Mailbox habe, sondern neben der bekannten Adresse noch eine eher kryptische, die ich immer angebe, wenn ich mir unsicher bin, ob ich der Gegenseite vertrauen kann.Also, diese (nennen wir es mal) Köderadresse, die ist immer
ein Quell der Heiterkeit. Natürlich sammeln sich über die Zeit hier allerlei
nicht angeforderte E-Mails an. Und da kann ich Sachen kaufen, die man
normalerweise nicht im Laden bekommt. Ich erfreue mich am Angebot für
Brustvergrößerungen, weiß die Gewinnmitteilungen einer mir bis dato unbekannten
Lotterie zu schätzen und würde natürlich auch mein Online-Passwort für das
Girokonto prüfen lassen, wenn es mir nur gerade einfiele.
Das Beste sind aber die lieben Zeilen, die mich zu einem
intimen Erlebnis einladen, begehrenswerte Frauen, die sehnsüchtig auf mich
warten. Auf mich, diesen Nerd mit der Lizenz zum Klugschnacken, den
Hobbypsychologen und Freizeitautor. Das tut meinem Ego schon gut, auch wenn ich
meine Zweifel habe, ob diese Verlockung nicht vielleicht auch anderen Männern
zu Teil wird. Kurzum, man kann den Spamordner auch genießen, sich von den
Wundern des Marktes berieseln lassen und daran erfreuen.
Nur zwei Dinge, ganz ehrlich, die wundern mich ja doch.
Einerseits frage ich mich nach der Lektüre einiger Dutzend solcher Briefe,
welche Menschen denn auf diese plumpen Versuche hereinfallen. Es muss sie ja
geben, denn ohne eine gewisse Erfolgsaussicht würde dieser Spam doch irgendwann
aufhören. Und zweitens wundere ich mich über die Wellen, in denen diese E-Mails
in mein Postfach fluten. Ist monatelang Pause und fast scheinen die Empfänger
den Spaß an mir verloren zu haben, dann bricht es plötzlich wieder mit voller
Gewalt herein, ganz ohne mein Zutun.
Zum Schluss wird aber alles gut, denn wenn es mir gar zu bunt wird, schiebe ich kurzerhand alles in den Papierkorb und mache auch noch die Ecken sauber: Weg mit den unangeforderten Newslettern. Nur gut, dass es nur meine Köderbox ist, sonst wären diese Schreiben eine echte Quälerei.
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Montag, 18. Oktober 2021
Unsere Rudelführer
Ich habe mich immer gefragt, warum es in Hierarchien eine Trennlinie zwischen Teamleitern und der nächsthöheren Stufe gibt. In der Praxis prägen sich hier einfach andere Charaktere aus, „unterhalb“ ist die Mannschaft, „oberhalb“ das Management.
Um das Bild aufzugreifen, ist es im Unternehmen also notwendig, die Mannschaft zu führen. Sie soll ja nicht jedem interessant erscheinenden Seitenweg folgen, sondern zusammenhalten und ein Ziel verfolgen. Genau das, und nur das, ist die Aufgabe eines Teamleiters. Wo dieses Ziel liegt, wie also die Strategie aussieht, das muss er zwar wissen, aber er muss es nicht festlegen und schon gar nicht verantworten. Das, und wiederum nur das, ist die Aufgabe der nächsten Führungsschicht. Diese muss nicht für den Zusammenhalt der Mitarbeiter sorgen, nicht festlegen, wie die Kommunikation läuft und selbst die Motivation ist nicht in ihrem Berit zu suchen.
Und damit ist klar, dass für jede dieser drei Ebenen (Umsetzung, Führung, Strategie) bestimmte Aufgaben im Mittelpunkt stehen und dafür psychologisch gesehen unterschiedliche Typen erforderlich sind. Abgeleitet ist damit das „Hocharbeiten“ unsinnig, ein guter Umsetzer ist im Allgemeinen ungeeignet für die Führung oder die Festlegung einer Strategie. Aber eben auch in der anderen Richtung wird man von einem Vorstand nicht erwarten können, dass er Fachspezialist ist, nein, er muss der oberste Stratege sein. Weiterhin leitet sich ab, dass es ein falscher Ansatz ist, Karriere oder Weiterentwicklung nur durch Aufstieg in die nächste Hierarchie-Ebene und damit erhöhter Vergütung anzubieten. Die drei genannten Stufen sind nämlich grundsätzlich gleichberechtigt, einzige Differenzierung ist die Qualität der geleisteten Arbeit.
Wie bei Matrixstrukturen üblich, gibt es auch hier horizontale Zulieferungen, nämlich die Berater. Sie unterstützen sowohl die Umsetzer als auch die Führungskräfte und die Strategen, geben fachlich-inhaltliche, organisatorische oder strategische Empfehlungen und Impulse. Zurückkommend auf das Bild von den Hundetrainern, geht es also um das Eingehen und das gekonnte Mitnehmen der Hunde, die Unterstützung der Führer oder die Überlegung, wohin sich das Rudel bewegen soll.
Montag, 11. Oktober 2021
Ein bisschen müde
Es herbstet draußen im Garten und nicht allein die Blätter wechseln die Farbe, auch die Sommerblumen wirken nicht mehr so strahlend, fast glaube ich, sie stellen ihr Wachstum und die Produktion von Blüten ein.
Wolkenverhangener Tag, der Regen bleibt zwar aus, die Luft
ist aber feucht und ich friere trotz Übergangsjacke beim Verlassen des Hauses,
obwohl es noch recht mild ist.
Ich sitze am Schreibtisch im heimischen Arbeitszimmer und
lese E-Mails, fülle Formulare aus und telefoniere mit Kolleginnen oder
Kollegen, aber insgesamt will heute einfach nicht so die gute Laune aufkommen.
Der Vormittag geht rum, eine Teambesprechung, eine Handvoll
Nachrichten, ich fühle mich ein bisschen müde, dabei habe ich ausreichend
geschlafen und auch schon ein gutes Frühstück mit Kaffee gehabt.
Die Gespräche laufen recht zäh, und dann wird mir klar, dass
die Anderen auch müde sind, meine Mitmenschen sind so wetterfühlig wie ich und
kommen auch nicht so recht in Schwung.
Jetzt hat Nieselregen eingesetzt, es scheint eben doch
schlechtes Wetter zu geben, dabei war ich als Kind doch auch draußen und wir
haben uns mit Gummistiefeln und Poncho ausgestattet gar nicht daran gestört,
dass wir nass wurden.
Gerade die Herbsturlaube mit ihren Wanderungen in tropfenden
Wäldern waren ein Erlebnis, dampfende Wiesen, wenn zwischendurch mal die Sonne
herauskam und der Duft nach Pilzen im modrigen Boden.
Doch ich sitze vor dem Computer, meine Gedanken schweifen ab
und die Konzentration auf die zu bearbeitenden Inhalte fällt mir schwerer als
sonst, ich bin ein bisschen müde.
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Montag, 4. Oktober 2021
Das lass mal meine Sorge sein
Kurzum: Es ist erst eine sehr individuelle Mischung, ähnlich
einem technischen Spektrum. Da gibt es eine Art Grundrauschen als Angst vor dem
Tod, deutliche Ausschläge bei weit verbreiteten Sorgen wie Gesundheit,
Partnerschaft, finanzielle Situation. Und dann noch viele kleine Nöte, die nur
bestimmten Personen oder Gruppen vorbehalten sind. Ich denke an die Angst vor
einer Prüfung, einer politischen Abstimmung und so weiter.
Stellt man sich also das Spektrum der Sorgen mal vor, dann
kann man es noch normieren, also die Frage stellen, wie lebensrelevant die
einzelnen Punkte, aber auch die gesamte Mischung sind. Man schätzt ein, wie
stark man von der Vielzahl der kleinen und großen Ängste beeinflusst wird, das
Leben danach ausrichtet, ausrichten muss oder vielleicht auch nur den Eindruck
hat, das Leben danach ausrichten zu müssen.
Und an dieser Stelle beginnt dann die Steuerung, das innere
Management, der Umgang mit dem Seelenleben. So könnte man die Sorgen erst einmal
einteilen in von mir beeinflussbare und in von außen vorgegebene Punkte.
Sterben werden wir alle, aber körperliche Fitness kann man trainieren. Gibt es
also Maßnahmen, um die Auslöser der beeinflussbaren Ängste auszuschalten?
Sind sie nun mal vorhanden, dann stellt sich im zweiten
Schritt die Frage, wie ich damit umgehe. Ein besonders mächtiges Werkzeug ist
die Neubewertung. Jeder kennt die Ängste, die einem in der Nacht den Schlaf
rauben und die am nächsten Tag nur noch als leiser Nachhall ein paar Gedanken
wert sind. Wir haben „drüber geschlafen“ und sie verarbeitet. Der Angst vor dem
Verlust eines geliebten Menschen kann sich ins Dramatische steigern, aber man
kann ihn auch als Teil des Lebens akzeptieren und Wege suchen, mit dieser
geänderten Situation umzugehen.
So individuell unsere Sorgen also sind, so wenig gibt es Patentrezepte, wie man bestmöglich mit ihnen lebt. Aber es ist wichtig, sich nicht von ihnen überrollen zu lassen. Meist ist es schon hilfreich, sie für sich zu sortieren und mit der Bearbeitung bei den Quick-wins zu beginnen, also den Ängsten, die man selbst mit kleinem Aufwand minimieren kann. Die ganz großen Themen lassen wir erst mal außen vor oder vertagen sie auf nach unserem Tod.
[Ausblick: Im Mittwochsblog mit Interdisziplinären Gedanken diese Woche: "Sorgen à la Gartner"]
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Montag, 27. September 2021
Da überholt sich die Emanzipation
Es ist ja wirklich beachtlich, wie wir in Deutschland immer weiter vorankommen, wenn es um das Thema Emanzipation der Frauen geht. Da entwickelt sich nicht nur eine Gleichbehandlung im täglichen Umgang, im Beruf, in den Rechten. Nein, auch die Sprache und hier insbesondere der geschriebene Text versucht, die Grenze zwischen den Geschlechtern zu verwischen.
Hätte ich bei meinem Schreibmaschinenkurs 1985 gedacht, was
einmal aus der damals üblichen Anrede wird? Das Sternchen war ja noch nicht mal
auf der Tastatur meiner Olympia, wie hätte ich da „Liebe Kolleg*innen“ tippen sollen?
Aber bei allem Wohlwollen für die Ansätze bleibt – zumindest
sprachlich betrachtet – dann doch der Eindruck, dass wir es uns aktuell ein
wenig schwer machen. Steht vielleicht das Sternchen für Diverse, die ja auch berücksichtigt werden wollen, in dem Sinne,
dass sie bei der Aneinanderreihung der Zeichen einen Platz zwischen der
männlichen und der weiblichen Form einnehmen?
Und spätestens an dieser Stelle drängt sich der Eindruck
auf, dass hier mit erkennbarer Mühe eine Konstruktion entsteht, die für die
Sprache eigentlich nur als umständlich bezeichnet werden kann.
Was zählt, so habe ich mir erklären lassen, ist aber eigentlich die Veränderung des Gedankenguts, was löblich ist und auch gleich das Gegenteil von Gedankenschlecht, und das wollen wir natürlich nicht. Es ist folglich notwendig, die Geschlechtsneutralität auch in der Schrift zu berücksichtigen.
Nach den zahllosen Erfolgen der feministischen Ansätze in den letzten Jahrzehnten ist es ein konsequenter Schritt in die Zukunft. Und ein klein wenig frage ich mich, wie die Entwicklung weitergehen könnte. Wäre es nicht naheliegend, Bärte zu verbieten, sind sie doch Männern vorbehalten und von daher diskriminierend gegenüber Frauen. Oder ist es angezeigt, dass auch Männer verpflichtet werden, BHs zu tragen, während Frauen einen formenden Slip erhalten. Die äußerlichen Unterscheidungsmerkmale könnte man so auf ein Minimum reduzieren, was einer weiteren Angleichung zweifelsfrei entgegen käme.
An welcher Stelle ein Gedanke vom konstruktiven Voranschreiten ins Absurde kippt, ist auch in diesem Zusammenhang nicht klar definierbar. Aber es gibt solche Linien, an denen selbst liberale Menschen unwillkürlich ins Grübeln kommen und die Vorgänge nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen.
Montag, 20. September 2021
Die Konkurrenz schläft nicht
Genauso auch bei Geschäftsbeziehungen und speziell auch bei den Mitarbeitern. Ein zufriedenes Team ist keine Selbstverständlichkeit, kann man auch nicht (nur) erkaufen. Auch hier heißt es dranbleiben, Wertschätzung vermitteln, Motivation, kleine Freundlichkeiten. Und nicht nur einmal im Jahr auf die Schulter klopfen. Zwischendurch mal eine Insel im Alltag, ein gemeinsames Erlebnis. Emotionale Bindung an das Unternehmen ist eine Herausforderung, aber notwendig, sonst wird aus einem Seitensprung schnell ein Absprung und die Kündigung einer wichtigen Arbeitskraft steht ins Haus.
Montag, 13. September 2021
Telefonzellen wird es immer geben
Der menschliche Denkhorizont ist bestimmt von Erfahrungen. Wir leben alle vom bisher gelernten, ziehen aus den positiven oder negativen Reaktionen mehr oder weniger bewusst unsere Schlüsse und richten das Leben tagtäglich neu aus. Wenn etwas gut läuft, dann wiederholen wir es. Oder wir halten es für den Normalfall. Oder wir bauen Vertrauen auf. Das sind alles Mechanismen, die aus der Vergangenheit kommen und von uns genutzt werden, um unser aktuelles oder auch zukünftiges Vorgehen zu planen und zu steuern.
Das ist zunächst einmal auch schlichtweg die einzige Möglichkeit der gezielten Lebensplanung. Niemand kann in die Zukunft schauen, also versuchen wir, aus der Vergangenheit zu extrapolieren. Je kleiner die Schritte sind, umso leichter kann man den Kurs anpassen; strategische Überlegungen sind da schon deutlich schwieriger.
Andererseits führen manche Projektionen der gemachten Erfahrungen in die Zukunft völlig in die Irre. Unternehmen, die seit Jahrzehnten am Markt sind, verschwinden auf einmal. Die Nachfrage nach Telefonzellen kann man in Zeiten von Smartphones nicht durch noch so cleveres Marketing ankurbeln. Die Ära ist vorbei, das Produkt wurde weitgehend verdrängt oder komplett abgelöst.
Das gilt natürlich neben Unternehmen auch für die persönliche Lebensausrichtung. Manche Tugenden verlieren im Laufe der Zeit an Relevanz, ganze Gesellschaften verändern sich und mit ihnen die Anforderungen an den einzelnen Bürger. Wer im Strom der Sozialstrukturen mitschwimmen will, der tut gut daran, sich auf Veränderungen einzulassen. Sonst wird es mühsam und das Bewegen quer zur Hauptflussrichtung kostet viel Kraft bei verringertem Vortrieb.
Also: Immer mal wieder die inneren Überzeugungen, Wertevorstellungen und Glaubenssätze überprüfen. Sind sie noch zeitgemäß, passen sie zum Umfeld, stehen sie mir im Weg. Man muss ja nicht wie ein Fähnchen im Wind ständig die Richtung wechseln, aber sture Festhalten an (früher vielleicht richtigen) Meinungen ist Starrsinn und behindert bei der geschickten Nutzung von Chancen.
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Montag, 6. September 2021
Willkommen im Maschinenraum
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Montag, 30. August 2021
Nein, wirklich?
Geschickt angestellt, gibt es sogar Fakten, nur deren Interpretation
kann die tatsächliche Lage bis zur Absurdität verdrehen. Oder einfach mal was
andeuten, denn mir ist aufgefallen, dass die Bäckerin in letzter Zeit müde
aussieht, das muss doch einen Grund haben. Auffallend auch, dass der Postbote
dort täglich Brötchen kauft und sich aufwändig belegen lässt.
Verhältnismäßig harmlos sind die unverwüstlichen
Standardthemen. Wetter geht natürlich immer, derzeit steht auch Corona hoch im
Kurs. Je nach Umfeld kann es auch die Unternehmenskultur, die lokale Politik
oder die Verspätung der Deutschen Bahn sein. Ein wenig trivial, aber als
Einstiegspunkt immer willkommen.
Weniger harmlos wird es, wenn Stimmung gemacht wird. Mehr oder weniger gezielt vermeintliche Fakten präsentiert, lautstark mehr oder weniger holprige Logikketten präsentiert werden. Da wird dann aus einem grundsätzlich denkbaren Risiko eine konkret lebensbedrohliche Gefährdung. Und je weniger man messen kann, desto mehr kann man „fühlen“.
Trau-schau-wem, hat man früher gesagt. Und auch wenn die Formulierung ausgesprochen altmodisch daherkommt, so ist der Ansatz einer gehörigen Skepsis gegenüber den Äußerungen der Mitmenschen topaktuell. Wobei man aber berücksichtigen muss, dass diese Beeinflussung gar nicht intellektuell minderwertig oder gar vorsätzlich schädigend sein muss. Vielleicht steckt ein ehrenwerter Gedanke, ein missionarischer Eifer oder ein gutgemeinter Hinweis dahinter. Was früher nicht so ganz schlimm war, weil es kaum verbreitet wurde, da war am Dorfrand Schluss oder es blieb im Unternehmen. Heute ergeben sich mit Internet und Social Media enorme Reichweiten.
Vom trau-schau-wem möchte ich daher eher zu einem kritischen warum-erzählst-du-mir-das kommen. Wobei man natürlich andererseits nicht in jeder Unterhaltung eine Botschaft, einen Heckenschützen vermuten darf.
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Montag, 23. August 2021
Schwimm mit mir
Ich liege im Wasser, es trägt mich, umspült mich mit seiner zugleich harten Tragkraft und sanften Umhüllung. Der Rücken wird ein wenig kalt, meine Nase ist unter der Oberfläche, ich schaue auf den Grund und entspanne mich. Die Luft in meiner Lunge reicht noch eine Weile, solange kann ich mich noch schwerelos meinen Gedanken hingeben.
Dann wird es Zeit, doch mal den Kopf aus dem Wasser zu heben und Luft zu holen. Leicht chlorige Luft steigt mir in die Nase, ich ziehe tief ein, um den Kopf wieder entspannt abzusenken. „Denken oder atmen“, fährt es mir durch den Kopf, lebenswichtig die Priorisierung dieser beiden widerstreitenden Interessen. Nichts ist um mich, was mich beim Denken stört, ganz behutsam hebe ich einen Arm über den Kopf, beginne mit langsamen, geradezu zögerlichen Bewegungen. Dann steigen die Füße ein, ich fühle das vorbeigleitende Wasser, halte noch einen Moment die Luft an, um diese Streicheleinheiten des nassen Elements zu genießen.
Im Laufe der nächsten Minuten werden die Bewegungen flotter, das Wasser spritzt um mich herum, ich fühle mich wie ein Motorboot, das durch das Wasser pflügt, fast hektisch hole ich Luft, versorge meine Lunge mit dem notwendigen Sauerstoff, ziehe kräftig durch und sehe neben mir auf den anderen Bahnen die Schwimmer bei ihrem Weg durch das Becken.
Schwimmen ist für mich Entspannung und geradezu meditative Selbstvertiefung. Aber wenn mir andere Menschen erzählen, warum sie gerne schwimmen, dann staune ich zum Teil schon. Dem einen kommt es auf die Geschwindigkeit an, den mehr oder weniger heimlichen Wettkampf gegen die anderen Schwimmer. Oder auf den sportlichen Teil, wenn man nicht erschöpft aus dem Wasser steigt, war es ein misslungenes Training. Oder das Schwimmen als Vorwand, hübsche Frauen in sexy Badekleidung zu sehen. Oder die Abkühlung im Nass, medizinisch unbedenkliche Bewegung für adipöse Zeitgenossen.
Und so werde ich inzwischen skeptisch, wenn mir jemand von seinen Aktivitäten, in diesem Fall dem Schwimmen, erzählt. Gemeinsam ist uns vielleicht nur, dass wir in einer größeren Wasseransammlung sind, aber was wir dort machen, was wir dabei denken, was uns motiviert und uns wirklich von innen heraus wichtig ist – das ist so unterschiedlich wie die Charaktere der handelnden Personen.
Montag, 16. August 2021
Spitze Zähne
Einmal trafen sich Fuchs und Hase und diskutierten, wer von
beiden schneller sein Ziel erreiche.
Führte der Fuchs seine Klugheit ins Felde, so hielt ihm der
Hase sein Lauftempo entgegen.
So ging es eine Weile hin und her, bis schließlich dem Fuchs
die Argumente ausgingen.
Da fraß er den Hasen einfach auf.
Denn merke: Am Ende zählen nicht die Argumente, sondern die spitzen Zähne.
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Montag, 9. August 2021
Gold für Corona
So langsam geht die Welt wieder auf, wir können uns wieder bewegen, ein Teil der Entbehrungen hat ein Ende. Ach, was haben wir uns alle darauf gefreut, wenn die Ausgangssperre zu Ende ist. Wenn man seinem Hobby nachgehen kann, wenn wieder ein Treffen mit Freunden möglich ist.
Doch der Reihe nach. Die Ausgangssperre ist zu Ende, das stimmt und mit ihr die Diskussion, warum Jogging nach 18 Uhr zulässig ist, das Heraustragen von Müll aber nicht.
Auch die Sache mit den gemeinsam betriebenen Hobbies ist weitgehend positiv. Sicher, vielleicht ist der Bauch in der Zwischenzeit ein wenig gewachsen und die Spurtstärke bei manchem Spiel erfordert ein Nachholen des entgangenen Trainings. Kaum wahrnehmbar die heimliche Frage, ob es immer noch Spaß macht, mit über zwanzig Personen einem einzigen Ball hinterherzulaufen.Doch das ist noch nichts im Vergleich zum Treffen mit Bekannten. Alt sind sie geworden. Und waren die eigentlich früher auch so einfallslos in ihren Gesprächen, so starr in ihrer Meinung? Das hatte man sich in der Corona-Abstinenz irgendwie anders ausgemalt. Freudiges Umarmen und ein Anknüpfen an die Gespräche von früher, locker und spannend.Und das Restaurant, in das wir doch immer gerne gegangen sind. War es dort vor Corona auch so laut, die Toilette ein wenig ungepflegt und die Bedienung recht schnorrig?
Wie schön, wenn man sein Sonntag-Morgen-Frühstück direkt aus dem eigenen Kühlschrank so zusammenstellt, wie man es gerne hat. Ohne Wartezeit, ohne Diskussion über den gewünschten Härtegrad des Eis, mit den Lieblings-Brötchen.
Also ja, die (mehr oder weniger ausgeprägte) Quarantäne-Zeit war schlimm. Aber was die Erinnerung da so veranstaltet hat… und die Aussicht auf eine wundervolle Zukunft… das kann man wirklich nur mit dem Begriff der retrospektiven Vergoldung beschreiben.
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Montag, 2. August 2021
Du bist frei
Frei meine ich als die Freiheit der Entscheidung. Ich kann tun und lassen, was ich möchte, wie ich es möchte, wo ich es möchte. Es geht wirklich alles – ich muss nur mit den Konsequenzen leben. Diese Erkenntnis ist ganz essentiell und gilt für wirklich alle Handlungen. Egal, ob ich jemandem einen Gefallen tue, oder eine Person respektive Gruppe vor den Kopf stoße. Ich gebe damit Impulse für meine Zukunft.
Ein paar Beispiele. Wenn ich jemandem vorsätzlich Schaden zufüge, dann muss ich mich vor Gericht verantworten.
Bei mehr oder weniger öffentlichen Meinungsäußerungen muss ich mir bewusst sein, dass es kritische Zuhörer (oder Leser) gibt, die nicht nur eine andere Einstellung haben, sondern mich dafür sogar sanktionieren - heute gibt es als zusätzlichen Bestrafungskanal das Internet. Da könnte es sinnvoll sein, zwischen Sendungsbewusstsein und politischem / diplomatischen Geschick abzuwägen.
Ich kann meine Arbeit zu Gunsten eines Hobbies vernachlässigen, dann folgt vielleicht eine Kündigung. Wenn mir das Hobby dies wert ist: richtige Entscheidung.
Dann die Aussteiger. Ein Freund von mir hat seine sichere deutsche Stelle gekündigt und ist ins Ausland ausgewandert. Dort hat er erst mal auf dem Boden geschlafen und sich dann im Laufe der Jahre einen kleinen Komfort erarbeitet. Zurückkommen war nie eine Option für ihn.
Die Partnerin nervt? Schluss und ausziehen, vorübergehender Stress mit der ehemaligen Beziehung, finanzielle Auswirkungen und Rosenkrieg zur Scheidung inklusive.
Ich kann also selbst im kleinen Kreis wie der Familie, dem Freundeskreis oder dem Arbeitsumfeld nach eigenem Gutdünken agieren. Bis auf körperliche Grundbedürfnisse muss ich rein gar nichts.
Aber nochmal zur Betonung: Alles geht, aber alles hat auch seinen Preis. Den man besser vorher kennt und einkalkuliert. Immer gemäß dem Grundsatz „Et respice finem“
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Montag, 26. Juli 2021
Meine Badewanne – oder wie ich Radio ohne Radio höre
Wohlig die Wärme. Ich bin umgeben von warmem Wasser, ich fühle mich so leicht. Der Duft von Lavendel aus dem Badezusatz steigt mir in die Nase. Auf der Zunge noch die Erinnerung an das Abendessen, in den Ohren eine Melodie aus dem Radio.
Aus dem Radio? Wie kann das sein, schließlich ist hier kein Radio und ich habe auch kein Empfangsgerät im Haus eingeschaltet. Doch tatsächlich: Ganz leise höre ich so etwas wie Musik, ein Zirpen nur, das ist keine Einbildung. Ich höre auf zu Plantschen, ganz still wird es im Zimmer und umso deutlicher höre ich jetzt feine Geräusche. Ich lausche eine Weile, die Musik verstummt und fast meine ich, eine Stimme zu hören, die so etwas wie Nachrichten vorliest.
Als könnte ich diesen Spuk durch Ungeschicklichkeit beenden gleite ich nahezu lautlos aus der Badewanne, nehme mir ein Handtuch und schaue mich im Zimmer um. Wo mag die Quelle der akustischen Überraschung liegen? Von den Außenwänden kann es so wenig kommen wie von der Trennwand zum Schlafzimmer. Auch die Türe kommt nicht in Betracht. Dann fällt mein Blick auf den Versorgungsschacht. Bingo! Ich nähere mich und das Wispern wird deutlicher. Immer noch sehr verhalten, aber deutlich wahrnehmbar. Im Schacht laufen die Wasser- und Lüftungsrohre sowie ein paar Elektroleitungen, ich stelle mir die Frage, woher Radioempfang kommen könnte.
Vorsichtig öffne ich die Revisionsklappe. Dunkelheit, nur die wärmegedämmten Flexrohre glänzen mir entgegen. Ich halte die Luft an, schließe die Augen und lausche – jetzt ist wieder Musik zu hören, klassische Musik meine ich zu identifizieren. Behutsam greife ich in den Schacht, stecke meine Hände zwischen die weichen Luftrohre, drücke die Aluummantelung etwas auseinander. Stille. Keine Musik mehr, keine Stimme, nichts. Ich warte einen Moment, aber es bleibt stumm, war es doch nur Einbildung, frage ich mich, während ich die Hände zurückziehe.
Ist da nicht wieder die klassische Musik, jetzt, da die Alurohre sich wieder aneinander schmiegen? Wieder mit den Händen rein – Stille – Hände raus – Musik. Langsam wird mir klar, dass die Metallrohre wie eine Antenne wirken, dass durch den ganz speziellen Bau, genau diese Berührungsfläche und exakt diese Abmessungen ein Schwingkreis entstanden ist, der einen langwelligen Radiosender empfängt. Vermutlich müsste man lange rechnen, um gezielt solch eine Apparatur zu bauen, durch Zufall ist sie in meinem Haus ganz von allein entstanden.
Und so stehe ich noch eine Weile, höre mit geschlossenen Augen den Geräuschen zu, die auf so geheimnisvolle Weise von weit her durch die Wände zu mir kommen.
Freitag, 23. Juli 2021
N-1 (Endlich Freiraum!)
Der Tag ist voll und der Kalender platzt aus allen Nähten. Mehr oder weniger automatisch engt man langsam die Pausen ein, die Übergangszeiten zwischen den Sitzungen werden reduziert und die verbleibenden Lücken werden mit Kleinarbeiten gefüllt.
Heraus kommt eine Jagd von Termin zu Termin, ein immer-zu-spät und ein gehetzter Gesichtsausdruck. Damit nicht genug, auch die eigene Zufriedenheit leidet, weil die Qualität unter solchen Randbedingungen einfach nicht mehr stimmen kann.
Nehmen wir mal an, am Tag gäbe es N Arbeiten zu erledigen. Diese sind - im Sinne einer Voll-Auslastung - auch durchaus unter zu bekommen. Wie weiter oben dargestellt: Der Kalender ist dann lückenlos voll. Und nun stellen wir uns vor, wir erledigen eine Aufgabe nicht, sei es, dass sie vertagt wird, sei es, dass sie von einem Kollegen übernommen wird.
Der entstehende Freiraum lockert das ganze Gebilde ein wenig auf, über die Arbeitsstunden verteilt können wieder Rüstzeiten eingerichtet und die Gelegenheit genutzt werden, den Gedanken eine kurze Pause zu gönnen.
In der Bilanz macht sich die (eine) unerledigte Arbeit kaum bemerkbar, in der Qualität aller anderen Bearbeitungen aber schon. Und in der Laune und dem Blutdruck erst recht. Ich sag mal, ein guter Deal.
Montag, 12. Juli 2021
Physiker und Nicht-Physiker
Wir lieben es, in Kategorien zu denken. So ist unser Gehirn
aufgebaut, es sucht nach Ähnlichkeiten und sortiert neue Eindrücke den
bekannten Erinnerungen zu. So unterteilen wir die tierische Welt in Männchen
und Weibchen (wobei das bei Menschen recht prominent durch eine weitere
Ausprägung, dem „Diversen“ ergänzt wird).
Die Welt der Physik ist da einfacher. Es gibt Physiker und
Nicht-Physiker. Das hat nichts mit dem Wissen zu tun, sondern mit einer inneren
Einstellung. Ich erläutere das am vorgestern erlebten Beispiel.
Als Student fragt man sich, warum er die Vorlesung hält, wenn man sie ohnehin nicht verstehen wird. Aber die Botschaft war eine andere. Tatsächlich gibt der Lehrbeauftragte seinen Schülern einen Hinweis auf Bescheidenheit, Demut und die richtiger Einschätzung der realistisch erreichbaren Ziele. Es ist von vornherein unmöglich, die Quantenmechanik komplett zu verstehen. Man kann sich mit ihr beschäftigen, weite Teile begreifen, aber ab einer gewissen Tiefe ist das menschliche Gehirn überfordert.
Dieses Verständnis hat weitreichende Konsequenzen. In einer Physik-Prüfung erwartet im Gegensatz zur Schule niemand, dass man den Stoff vollumfänglich verstanden hat. Gefragt sind ein übergreifendes Gesamtverständnis und der Nachweis der intensiven Beschäftigung mit dem Thema. Ich nenne es eine mit Wissen gefütterte Intelligenz. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Andererseits resultiert aber auch, dass mangels kompletten Verständnisses ein deterministischer Ablauf bestenfalls auf grober, mehr oder weniger alltagsgängiger Ebene zu erwarten ist. Physiker werden folglich niemals sagen können, dass dieses oder jenes Ereignis eintritt, sondern nur über eine hohe Wahrscheinlichkeit sprechen.
Was aber an der kleinen Geschichte meines Arbeitskollegen fast noch bemerkenswerter ist, war die Reaktion der Zuhörer. Diese Reaktion lässt sich auch kategorisieren, und zwar in Unverständnis und Verständnis. Menschen der ersten Gruppe haben vielleicht Mitleid mit den Studenten, tadeln gedanklich den herzlosen Professor und finden die Aussage deplatziert und demotivierend. Wer Physik in seinem Herzen trägt, wird allerdings die Botschaft verstehen und innerlich nicken. Und damit schließt sich der Kreis zum Anfang dieses Artikels, dass man die Menschheit vielleicht nicht in zwei Geschlechter trennen kann, wohl aber in Physiker und Nicht-Physiker.
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Montag, 5. Juli 2021
Wir sind alle Opfer
Ist das nicht tragisch? Da ist die ganze Welt das Ziel von Angreifern, mal in technischer, mal in körperlicher Hinsicht. Und selbst wenn wir nicht persönlich betroffen sind, richten wir uns doch darauf ein.
Bräuchte ich Dutzende von Passwörtern für alle möglichen Computerprogramme und –zugänge, wenn es keine Verbrecher gäbe, die mit meinem Account Schindluder treiben könnten?
Müsste ich auf meinen PC Antiviren-Programme installieren, wenn es keine Nerds gäbe, die sich einen Sport aus Datenangriffen machten?
Wäre ein Spamfilter vonnöten, wenn keiner auf die Idee käme, mir unspezifisch eine Brustvergrößerung anzubieten?
Es ist im Grunde wie der Terrorismus, eine verschwindend kleine Gruppe sorgt durch die Verbreitung von Angst und Schrecken für eine sehr deutlich empfundene Bedrohungslage.
Oft zeigen wir auf Menschen unseres Umfelds oder vielleicht auf Politiker, wenn es darum geht, mehr Leichtigkeit in unseren Alltag zu bekommen. Aber fast meine ich, dass wir – in Summe – von diesen unfreiwillig mitzumachenden Sicherheitsmechanismen weit mehr drangsaliert werden als irgendein Politiker es sich ausdenken könnte.
Montag, 28. Juni 2021
I can drive fifty-five
Endlose Strecke durch die Landschaft. Eine Straße, die bis
an das Ende der Welt zu führen scheint. Ich sitze am Steuer, in Gedanken
beschäftige ich mich mit der Landkarte. In dieser Mitte eines riesigen Landes,
fernab der Zivilisation und ohne eine Menschenseele weit und breit krieche ich
brav mit 55 Meilen pro Stunde dahin.
In einer Stunde meines Lebens passiere ich bei dieser Geschwindigkeit 55 Meilensteine. So viele wie Lebensjahre, nur dass ich die nicht in einer Stunde an mir vorüberziehen lassen kann. Oder vielleicht doch?
Wie war das mit der Geburt, dem Kinderwagen, Spielen im Sandkasten. Der erste Schultag und dieser typische Geruch der Grundschule, immer ein Aroma von Kreide und einem nassen Tafelschwamm.
Spielkameraden auf der Straße, der Wechsel in die weiterführende Schule mit der ersten Fremdsprache, wie ungewohnt Vokabeln sind. Anfeindungen, Mobbing und Parties mit Mädchen, den unbekannten Wesen. Knutschen und Petting, Musik und Disko bis zum Abitur. Plötzliches Ende der definierten Laufbahn, Lehre mit alten Gesellen und erste große Liebe.
Auszug mit Studium, auf eigenen Beinen in einer fremden Stadt, einem ganz anderen Leben. Berge an Stoff, in der Freizeit Fahrradausflüge und Tanzen was das Zeug hält.
So geht es weiter, vorbei an Diplomprüfung und Doktorarbeit. Hinein ins richtige Leben als Angestellter, als Mitarbeiter, als Ehemann, Vater, Hausbauer und Nachbar. Beim Garten bleibe ich ebenso hängen wie bei der Herstellung der unzähligen Möbelstücke für Haus und Familie, natürlich auch bei meinem selbsterrichteten Gartenhaus.
Derzeit die Pflege des Erreichten, der Ausbau und das Luftholen nach spannenden Jahren mit liebgewordenen Freunden und einem aufregenden Leben. Eine Perlenschnur mit Hobbies, die über die Jahre wechseln und mal ins Handwerkliche, mal mehr ins Musische führen.
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Montag, 14. Juni 2021
Ich packe mein Projekt
Jetzt geht es ja langsam wieder auf den Sommerurlaub zu. Traditionell fahren wir für ein paar Tage in die Sonne. Routiniert wie wir sind geht das Packen recht flink von der Hand – die Liste von vergangenem Jahr muß nur noch ein wenig aktualisiert werden.
Aber wie halten wir den Sack zu, ohne steif zu wirken oder einzelne Bremser zu institutionalisieren? Da sind alle Beteiligten gefordert, Disziplin an den Tag zu legen, Partnerschaft und Teamplay vor Partikularinteressen zu stellen. Ganz klar: Ein geplant teilbeladenes Auto ist am Zielort nicht nur schneller ausgeladen, sondern auf der Fahrt auch viel wendiger.
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Mittwoch, 9. Juni 2021
Gartenpflege
Gerade hat es angefangen zu regnen. Ich schaue durch die regennasse Scheibe in den Garten. 18 Jahre ist er alt. Damals habe ich Pflanzen gekauft, arrangiert und eingesetzt. Eine kleine Stützmauer, Säulen mit Figuren und Rankgitter kamen dazu. Danach ging es darum, die wachsenden Grünpflanzen zu versorgen, zu düngen und zu schneiden. Die Rankgitter anzustreichen, die Stützmauer zu entmoosen, die Säulen zu anzulegen.
Überhaupt: Langsam nimmt die Dauerpflege so viel Zeit in Anspruch, dass ich nicht mehr zum weiteren Ausbau komme. Rückschnitt, Rasenpflege und Spritzen gehen schon lange nicht mehr nebenher. Um neue Ideen zu verwirklichen fehlt schlicht die Zeit.
Unser Innengrün in den Büros? Dem Gärtner geht’s genauso. Jede neue Pflanze muss ja auch gegossen, gedüngt und geschnitten werden.
Und unsere Technik? Auch die Anwendungsbetreuer kennen dieses Phänomen. Jedes neue Computerprogramm muss von Fehlern bereinigt, vor Viren geschützt und irgendwann aktualisiert werden.
Und nicht zuletzt: Unkraut. Es wächst viel schneller als jede liebevoll gesetzte Pflanze. In der Bank sind das die kleinen Excel-Programme, die erst mal für den Eigenbedarf geschrieben wurden. Die dann auch der Kollege nutzt und die irgendwann zu einer Stütze der Abteilung werden.
Was also tun: Mehr Personal? Weniger Pflege? Mehr Vorschriften? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht, und wahrscheinlich gibt es auch gar keine Musterlösung. Aber die brauchen wir auch nicht, wir müssen nur zusehen, dass es uns nicht geht wie Schneewittchen: Rosendschungel, eine Mannschaft von sieben Zwergen und ein Berater, der uns wachküsst. Stattdessen muss jeder in seinem Bereich schauen, dass wir Herr der Lage bleiben.
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Montag, 7. Juni 2021
TAV des Teufels (Staffel 8, Folge 4 / Ende)
Ein letztes Mal hat der TAV des Teufels Gelegenheit, über seine Sicht des Alltags und der Arbeit zu schreiben. Ein wenig traurig bin ich schon, hat er doch in seiner stets ruppigen und mauligen Art eine gewisse wenn auch destruktive Kreativität im Umgang mit seinen Mitmenschen bewiesen. Heute also abschließend seine Skepsis beim Lesen von Nachrichten aus dem Unternehmen.
Hausmitteilungen lese ich immer voller Begeisterung. Im Kern lässt sich eigentlich immer etwas Böses finden oder zumindest als Verschwörungstheorie verwenden.
Kostenlose Wasserspender? Dahinter steckt sicher, dass wir Mitarbeiter demnächst in der Kantine mehr für das Tafelwasser bezahlen müssen.
Zehn Euro mehr für die Sommerfeier? Dann hat irgendeine Einheit mit Sicherheit zwanzig Euro pro Person gespart.
Wir arbeiten an der Unternehmenskultur? Ja, macht ihr mal schön, in der Planwirtschaft hätte man es wohl als Operativplan bezeichnet.
Und der Vorstand berichtet von einem guten Quartalsergebnis, blickt aber mit Sorgen in die Zukunft? Das kann nur heißen, dass es nächstes Jahr keine Prämie gibt.
Schließlich ist auch ein kleiner TAV nur ein Rädchen im Getriebe. Aber eben ein Rädchen, das nicht fehlen darf, sonst bleibt die Uhr stehen. Und ich fühle schon, wie schwach ich heute bin, nein, den Tag stehe ich nicht durch, ich bin eigentlich krank, ganz krank, sogar zu krank, um noch ans Telefon zu gehen und mich abzumeld…
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Mittwoch, 2. Juni 2021
Ich mache alles richtig
Naheliegend kann es im Moment und für mich richtig sein,
sich nachher aber als falsch erweisen. Auch ist es möglich, dass ein anderer
Mensch eine andere Entscheidung trifft. Die richtige. Aber wer kann schon
richtig und falsch einschätzen.
Sicher, es gibt Rahmenbedingungen, auf die wir uns geeinigt haben, die wir im Zusammenleben akzeptieren müssen und die wir als Gesetze und Regeln festhalten. Bei Nichtbeachtung werden Sanktionen fällig. Das ist dann das nach außen erkennbare Signal, dass wir (aus Sicht anderer Menschen) etwas falsch gemacht haben.
Egal, wie unsinnig ich ein Tempolimit für meine aktuelle Situation empfinde, es ist für mich verbindlich, Einhaltung also richtig. Wenn ich dagegen verstoße, erwischt werde und ein Bußgeld zahlen muss, dann ärgere ich mich.
Schließlich bin ich ja bewusst zu schnell gefahren, habe also eine (für mich richtige) Entscheidung getroffen, die jetzt von anderer Seite (als falsch) gemaßregelt wird.Also: Alles richtig gemacht.
Auch wenn es meine Mitmenschen nicht immer sofort merken.
Montag, 31. Mai 2021
TAV des Teufels (Staffel 8, Folge 3)
(8-3) Es regt mich auf, wenn die Kreaturen aus dem Fachbereich immer wieder nachbohren. Irgendwann muss denen doch klar werden, dass sie bei mir nicht ankommen. Dieses lästige, unermüdlich nervende Volk der Anwender treibt mich immer wieder zu neuen Ideen. Da heißt es mal technische Hürden zu überwinden, mal geht es darum, Systeme ein wenig für mich zu verbiegen. Oder völlig bescheuerte Prozesse so zu gebrauchen, dass sie nützlich werden.
Praktisches Beispiel. Schickt mir heute wieder einer von diesen Honks mit Routingstörung eine E-Mail und fragt nach dem Status irgendeines Auftrags. Keine Ahnung, was er will und bestimmt werde ich dazu auch nicht auf die Suche gehen. Also erst mal abhängen lassen, falls einer der Eifrigen meinen Job erledigt. Und wenn nicht: Dann reiche ich die erneute Frage an die Design Authority weiter. Zu meinem Glück tagt dieses Gremium nur alle Jubeljahre und fällt kryptische Entscheidungen. Ein Thema, was erst mal dort eingekippt ist, wird richtig schön lange diskutiert und begutachtet, so dass ich mich in der Zwischenzeit mit den Dingen beschäftigen kann, die wirklich wichtig sind. Skripte für meinen Komfort beispielsweise oder die Verhinderung von weiteren Aufgaben für mich.